Das war unser dwif-Impuls: Automatisch Grün

Mittwoch, 13. März 2024

Rund 100 Teilnehmende verfolgten am vergangenen Dienstag unseren dwif-Impuls zum Thema „AUTOMATISCH GRÜN - Transformieren smarte Heizungen oder digital Nudging den Tourismus?“. Unsere Kolleg*innen Dr. Andrea Möller (dwif-Stabstelle Nachhaltige Transformation) und Michael Dobmann (dwif-Stabsstelle Digitalisierung) diskutieren mit Ihren Gästen, was Digitalisierung in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte bewirken kann.

dwif-Impulse: Automatisch Grün
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Worum ging es genau?

Digitalisierung und Nachhaltigkeit wandeln unser Wirtschaften und Zusammenleben hoch dynamisch. Aber weder ist Digitalisierung automatisch nachhaltig und noch Nachhaltigkeit immer digital. Um zukunftsfähig zu sein, sollten wir sie aber nach unserer Überzeugung möglichst zusammen denken.

Wir diskutierten deshalb in diesem Impuls mit Praktikern aus dem Bereich smarte digitale Dienstleistungen, der Tourismusbranche und der Wissenschaft, wie Digitalisierung nachhaltigen Tourismus unterstützen kann – und zwar vor allem durch Ressourcenschonung bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit!

 

Unsere Gäste

B-v-DBenno von der Dovenmühle ist bei MyClimate zuständig für die Bereiche Tourismus und Sport. Das gemeinnützige Unternehmen, das CO2-Fußabdrücke für verschiedenste Branchen, aber auch für den Tourismus berechnet und Monitoring ermöglicht, ist auch bekannt für Klimarechner und entsprechende Kompensations- und Klimaschutzprojekte.


E-HProf. Dr. Eric Horster arbeiten an der FH Westküste und untersuchte u.a. die Wirkungspfade von Digitaltrends in ihren Konsequenzen für Nachhaltigkeit im Tourismus in einer Studie für das Umweltbundesamt. Er ist vor allem bekennender Techie und weniger Nachhaltigkeitsverfechter.


A EAlexander Ehrlich betreibt den Campingplatz Ostseequelle direkt am Wasser und sieht sich von Folgen des Klimawandels durch mögliche Fluten auch unmittelbar betroffen. Die Digitalisierung spielt dort eine entscheidende Rolle, um die Verwaltung zu vereinfachen. Als Betreiberfamilie engagieren sie sich aus eigenem Antrieb für Nachhaltigkeit  

 

Digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit

Dr. Andrea Möller präsentierte für uns einen bunten Strauß von digitalen Lösungen für mehr Nachhaltigkeit. Dieser reicht von papierloser Gästeinformation, digitalen Buchungs- und Zahlungsvorgängen über nachhaltiges Sharing bei Urlaubs- und Freizeitmobilität und autonom fahrenden Shuttles, bis hin zu digitalem Foodwaste-Management, Smart Facility-Hotels und Energiemanagement sowie digitaler Besucherlenkung und Nudging für nachhaltiges Freizeitverhalten. Dabei birgt Smart Home-Beleuchtung und -heizung in der Hotellerie und Gastronomie sowohl die Chance der digital optimal gesteuerten Verbräuche wie eventuell auch deren Überkompensation, z.B. durch mehr Beleuchtungskörper, mehr inszenierender Lichtinstallationen etc. „Autonomes Fahren“ mit Shuttles löst möglicherweise das „letzte Meile“-Problem an einigen Stellen, aber wenn dadurch dann zusätzlich noch jede Menge mehr individuelle Fahrzeuge unterwegs sind, bedeutet das keine Verkehrs- und Emissionsreduzierung.

 

Digitalisierung – Chance oder Risiko für Nachhaltigkeit?

In unserer Mentimeter-Umfrage, den Statements der Diskutanten und der Diskussion im Impuls neigte die touristische Community auf jeden Fall zu mehr Chancen für Nachhaltigkeit durch digitale Technologie, Anwendungen und Daten. Und bestätigte damit auch die Ergebnisse der erwähnten UBA-Studie, die deutlich mehr positive (34) als negative (15) Wirkpfade identifizierte.

Wenn Digitalisierung also an den richtigen Stellen und im geeigneten Rahmen eingesetzt wird, fördert sie nachhaltigen Tourismus. Dabei gab es ein paar wesentliche Learnings, wie DMOs und Betriebe an digitale und nachhaltige Lösungen herangehen sollten:

→ Die Bringschuld der Branche
Die touristischen Anbieter sind gefordert, ihren Gästen nachhaltigen Urlaub zu ermöglichen. Reisende wollen guten Gewissens urlauben. Betriebliche Prozesse und Produkte sollten daher von vorneherein nachhaltig gedacht und gestaltet sein und nicht primär auf Verhaltensänderungen bei den Konsument*innen bauen.

→ Glaubwürdige Nachhaltigkeitsmaßnahmen
Hier lautet der Appell von Eric Horster an die Branche, die wirklichen Probleme und Hebel anzupacken, wie ein nachhaltiges digitales Energie- oder Foodwaste-Management, Pendelverkehre der Mitarbeitenden ohne PKW etc. und sich nicht mit in der Praxis seit Jahren schlecht umgesetzten Appellen für reduzierten Handtuchwechsel gegenüber den Gästen aus der Affäre zu ziehen.

→ Wenn, dann gezieltes digitales Nudging zur Verhaltensänderung
Die CO2-Rechner in den Buchungsprozess integrieren und nicht nur auf die Website setzen, meint Benno von MyClimate. Sich klar darüber sein, dass dies vor allem auf die Sensibilisierung bei Kund*innen abzielt und nicht unbedingt auf große Summen an Kompensationsgeldern.

→ Überdigitalisierung vermeiden
Nicht grundsätzlich ist Digitalisierung die Lösung, Wenn eine 6-stellige Investition für die Installation von Smart Metern (intelligente Stromzähler) an jedem Stellplatz, einem Stromverbrauch pro Übernachtung von 1,50 € gegenübersteht, bedeutet das für Alexander Ehrlich, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Sich zu fragen, ob gewisse Datenmengen überhaupt dauerhaft benötigt werden, um ein Problem zu lösen, nur weil wir es heute digital messen können. Ein Thema, das sich gerade bei der Installation von Sensorik zur Messung von Besucherströmen stellt. Denn trotz Preissenkungen bei der Hardware verbleiben Folgekosten bei Lizenzen, Datenauslesen und Unterhaltung, die beträchtlich sein können. Die zeitlich begrenzte mobile Nutzung von Sensorik und das Ableiten von prognosefähigen Modellen können hier helfen. Hier ein Beispiel.

→ Teil-digitale Lösungen vorantreiben
Gerade bei der Messung und dem Monitoring von Umweltauswirkungen leisten digitale Technologien, Big Data und KI große Dienste. Verbrauchsdaten und Emissionsfaktoren für die Ermittlung z. B. von CO2-Fußabdrücken eines Hotels, Campingplatzes oder einer Destination generieren sich jedoch bisher nicht einfach digital von selbst. Hinter schicken Dashboards und sich am Bildschirm aufbauenden Grafiken steckt noch immer viel menschliche Handarbeit: Übertragen von Stromrechnungen in Datenbanken, Anpassen von Emissionsfaktoren an neue Studienerkenntnisse, Abwägen von Analyseergebnissen, Aussortieren von Ausreißerwerten, Interpretation der Ergebnisse. Und überwiegend betrachten wir dabei die Vergangenheit und sind nicht in der Lage, in Echtzeit in den Prozess oder das System hineinzuschauen, um akut zu steuern. Trotzdem bauen wir mit diesen teil-digitalen Tools die Grundlage für wichtige Entscheidungen im Heute und die Weiterentwicklung im Morgen, so das Plädoyer von Eric Horster. Und das kostet auch nicht die Welt: Ein Fußabdruck für ein Mittelklassehotel erstellt MyClimate für 800 bis 1.500,- €, was dann Ausgangspunkt für Entscheidungen für Einsparungen in deutlich höheren Dimensionen – finanziell und ökologisch – sein kann.

→ Digitalisierung von Prozessen schafft Freiräume, auch für Nachhaltigkeit
Wenn ich meine zentralen Prozesse mit Digitalisierung vereinfache – Alexander Ehrlich beschrieb eindrucksvoll, wie er und sein Team in der Hochsaison 80% seiner Nachfrage (bis zu 800 Personen auf dem Platz) in 10 Wochen viel besser betreuen kann, weil Reservierung, Buchung und Einchecken (digitale Schranke mit Auslesen der Nummernschilder) als Prozesse autark ablaufen können. Da bleibt auch Zeit, um über die neue Photovoltaik-Anlage nachzudenken oder wie sich der Fuhrpark klimaneutral gestalten lässt.

 CO2-Fußabdruck für Destinationen

dwif-Impulsedwif und MyClimate erarbeiten aktuell einen CO2-Fußabdruck für Destinationen. Dieser verbindet die fundierte Datenwelt unseres Wirtschaftsfaktors mit der Klimaschutz-Expertise von MyClimate und wird zunächst die beiden Hauptklimagas-Emittenten im Tourismus Mobilität bei Tages- und Übernachtungsreisen sowie Beherbergung fokussieren

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Unser Fazit

Digitalisierung in Bezug auf Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, das sich nicht einfach in Schwarz und Weiß einteilen lässt. Sie birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Entscheidend ist, einerseits den Mut zu haben, sich auf den Weg zu machen, und andererseits das richtige Konzept zu entwickeln, das den eigenen Zielen entspricht.

Nachhaltigkeit ist wie die Digitalisierung immer auch eine Haltungsfrage, die Althergebrachtes in Frage stellt. Wer beispielsweise konsequent emissionsfrei oder digital agieren will, muss auch unangenehme Entscheidungen treffen.

 

Herzlichen Dank an unsere Gäste und alle, die live dabei waren!

Und wenn Sie unseren dwif-Impuls nicht live verfolgen konnten, jetzt aber Lust bekommen haben, sich die spannende Diskussion in voller Länge anzusehen, schauen Sie einfach auf unserem YouTube-Kanal vorbei. Dort finden Sie auch die Aufzeichnungen der bisherigen Events dieser Reihe, wie beispielsweise „Neues Jahr, neue Narrative“, „DMO als Steward – die neue Destinationsverantwortung“, „dwif-Fakten-Kompass“, „Nachhaltigkeistbooster Tourismus?“, „Dem Gast auf der Spur“ und viele mehr.

 

Sie möchten den Impuls nachsehen?
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