Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung - Teil 1 unserer Serie

Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen 

 

Seit einiger Zeit geistert ein neuer Anspruch durch die Welt der Destinationsmanagementorganisationen (DMO). Neben dem Management des Tourismus sehen sich viele Touristiker*innen mit der Forderung nach einer Aufgabenerweiterung auf den gesamten „Lebensraum“ in ihrer Destination konfrontiert. Der Tourismus müsse demnach zum Lebensraumgestalter avancieren. Doch dies ist umstritten, zum einen aufgrund der historischen Vorbelastung der Vokabel selbst, zum anderen durch den daraus abzulesenden unrealistischen Anspruch einer Allzuständigkeit an die DMO.

Im internationalen Diskurs ist hingegen von anderen, lösungsorientierteren Begrifflichkeiten zu lesen, nicht zuletzt von „destination stewardship“. Auch wenn sich der Begriff nur schwer ins Deutsche übersetzen lässt – gemeint ist hier stets eine ganzheitliche Verantwortungsübernahme für die Destination ohne den überfordernden und letztlich illusorischen Auftrag, in allen Bereichen des „Lebensraumes“ eine führende (Management-)Rolle übernehmen zu müssen. Daher plädieren wir für eine sinngemäße Übertragung des internationalen Ansatzes auf den deutschsprachigen Raum: Destinationsverantwortung.

Der Auftrag an die DMO der Zukunft ist damit benannt: Eine holistische, netzwerkorientierte Destinationsverantwortung löst das häufig noch sehr isoliert denkende Tourismusmanagement ab. Die DMO wird zur Begleiterin von Transformationsprozessen und Mit-Hüterin des Gemeinwohls in der Destination. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die vorhandenen Strukturen und Prozesse sind auf diese neue Rolle nicht vorbereitet.

Doch was bedeutet dieser neue, ganzheitliche Anspruch für die DMO der Zukunft?

Unsere acht Haltungssätze sollen Antworten liefern und dabei helfen, den Diskurs einzuordnen. Die sollen deutlich machen

  • was wir als dwif-Team unter der neuen Destinationsverantwortung verstehen,
  • worum es bei der Debatte inhaltlich geht bzw. gehen sollte,
  • wie weit DMOs hier Aufgaben übernehmen können und wo sie an ihre Grenzen kommen und
  • warum Tourismuskonzepte weiterhin ihre Berechtigung haben. 

 


dwif-Haltung zur neuen Destinationsverantwortung

Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #1: Das System Tourismus braucht eine erweiterte Perspektive

Tourismus leistet vielfältige positive Effekte für die Lebensqualität und Standortattraktivität. Er ist daher essenzieller Bestandteil von Lebensräumen und – insbesondere im ländlichen Raum – oft Motor der regionalen Entwicklung.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #2: Tourismus fördert das Gemeinwohl

Tourismus lebt von einer ausgeglichenen Balance zwischen allen betroffenen Stakeholdergruppen. Dies muss die DMO im eigenen Handeln stärker berücksichtigen und mit geeigneten Kennzahlen zum Ausdruck bringen können.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #3: Tourismus erzeugt Resonanz

Tourismus kann innovative Verbindungen zwischen Lebens- und Erlebnisqualität schaffen. Die DMO sollte dieses Potenzial für die Produktentwicklung stärker aufgreifen und aktiv Begegnungsräume schaffen.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #4: Tourismus gestaltet einen "Great Place to Work"

Die DMO entwickelt attraktive Orte für Mitarbeitende im Tourismus und als Umfeld für alle Branchen. Damit leistet der Tourismus einen Beitrag für starke Arbeitgebermarken auf Betriebsebene.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #5: Tourismusverantwortliche können nicht alles (allein) machen

Der Anspruch an eine umfassende "Lebensraumgestaltung" durch die Tourismusentwickler*innen übersteigt die Ressourcen, Kompetenzen und Legitimation einer DMO.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #6: Tourismus ist Mitgestalter und Impulsgeber

Die DMO muss „an den Tischen“ sitzen, an denen wichtige Planungen und Projekte erarbeitet werden. So kann sie Akzente setzen und branchenfremde Perspektiven in eigene Aktivitäten einbeziehen. Die Kernkompetenz der DMO besteht dabei in der (Mit-)Gestaltung attraktiver Freizeit- und Erholungsräume.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #7: Attraktive Destinationen entstehen aus starken und agilen Netzwerken

Um mitgestalten zu können, muss die DMO mit Kompetenzträger*innen aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. So entstehen neue Kooperationsstrukturen, die agil Projekte für eine lebenswerte Zukunft entwickeln und umsetzen.


Vom Lebensraummanagement zur Destinationsverantwortung | Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen

 #8: Tourismuskonzepte bleiben wichtig

 Tourismuskonzepte bilden auch weiterhin eine wichtige Grundlage, müssen sich künftig jedoch auch mit Aspekten der Lebensraumentwicklung beschäftigen und individuell passfähige Antworten finden. Dazu müssen sie breiter beteiligen und die Schnittstellen zu weiteren Bereichen klar definieren.

  Unsere dwif-Haltung in acht Sätzen finden Sie auch hier zum Download.

 

Wie sich unsere Haltung in unserer Arbeitsweise widerspiegelt

Unsere Haltung zur neuen Destinationsverantwortung schlägt sich auch in unserem Handeln und unserer wegweisenden Beratung nieder. Dies betrifft sowohl die Entwicklung von Tourismuskonzepten und -strategien als auch die begleitende Beratung von DMOs.

 

Für unsere Strategieprozesse bedeutet dies:

♥ Es ist uns wichtig, dass sich der ganzheitliche Anspruch an die Destinationsentwicklung in Tourismuskonzepten widerspiegelt. Daher sensibilisieren wir unsere Kund*innen und Partner*innen schon früh im Ausschreibungsprozess, prüfen den Diskussionsstand vor Ort und geben weitere Argumente für eine erweiterte Perspektive an die Hand

 

♥ Wir sind der Ansicht, dass eine gemeinsame Vision aller Beteiligten in der Destination der Schlüssel für eine ganzheitliche Destinationsverantwortung ist. Daher werfen wir zunächst einen tiefen Blick in das Stakeholdersystem und identifizieren die relevanten Schlüsselpartner*innen sowie die Beziehungen und Kooperationsstrukturen untereinander. Dabei helfen uns erprobte Tools wie Netzwerkanalysen und Akteurslandkarten.

 

♥ Um die neue Destinationsverantwortung annehmen zu können, braucht es ein gemeinsames Verständnis über den (touristischen) Erfolg. Dabei ist das Ausbalancieren der Interessen aller Stakeholder unabdingbar. Wir suchen daher stets nach neuen und passfähigen Formaten der Kollaboration und Partizipation und stehen für eine offene, transparente und ehrlich gemeinte Co-Kreation in der Destinationsentwicklung.

 

♥ Wo sinnvoll, messen wir das Stimmungsbild der Bevölkerung vor Ort zum Tourismus, um auch die Perspektive der Einheimischen frühzeitig einzubeziehen.

 

♥ Wir gehen – je nach individueller Situation und Erfordernis – über die rein touristischen Themen hinaus und entwerfen mit allen Partner*innen vor Ort ein Leitbild für die gemeinsame Destinationsverantwortung. Das umfasst auch Bereiche wie Stadtentwicklung, Regionalplanung, Standortmarketing, Wirtschaftsförderung, Mobilität, Wohnraum, Arbeitsmarkt, Kultur, Bildung und vieles mehr, für die wir Schnittstellen zur Destinationsentwicklung aufzeigen.

 

♥ Gemeinsam identifizieren wir Erfolgsfaktoren, die über das reine Übernachtungswachstum hinausgehen und andere Kennzahlen berücksichtigen. Im Mittelpunkt steht für uns dabei stets der Beitrag des Tourismus zum Gemeinwohl in der Region.

 

♥ Wir berücksichtigen das neue Selbstverständnis der Destinationsverantwortung bei der organisatorischen Ausrichtung innerhalb der Region. Die Rolle der DMO als holistische, netzwerkorientierte Begleiterin von Transformationsprozessen nehmen wir ernst und verankern sie in den Köpfen wichtiger Entscheidungstragender. Dazu zeigen wir die vielen „Tische“ auf, an denen die DMO sitzen sollte und leiten Empfehlungen für neue, agile Netzwerkstrukturen innerhalb der Destination ab.

 

♥ Zudem bilden wir bedarfsgerechte, themenübergreifende Bietergemeinschaften mit unserem umfassenden Partner*innen-Netzwerk, machen uns stark für eine interdisziplinäre Zusammensetzung der begleitenden Steuerungsgruppe und integrieren übergreifende Konzepte und Materialien in unsere Analysen. Bei der Definition von Maßnahmen achten wir auf eine gemeinsame Diskussion und einen Abgleich mit den verschiedenen Fachplanungen und Ressorts an.

 


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Unser dwif-Impuls am 14.09.2023 drehte sich rund um das Thema "Destinationsverantwortung"

dwif-Impulse

 

 

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