Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPar) in der Hotellerie sinkt dramatisch

28,40 Euro Umsatz erzielten deutsche Hotelbetriebe im Jahresschnitt 2020 pro verfügbarem Zimmer (RevPar). 2019 lag der Wert bei 73,90 Euro. Der Rückgang spiegelt die dramatische Lage der Branche in der Pandemie wider. Die stärksten Einbußen mussten Hotelbetriebe in Bayern, Berlin und Hamburg hinnehmen.

dwif Zahl der Woche: Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPar) in der Hotellerie sinkt dramatisch (Bild: freepik)

Logiseinnahmen der Betriebe: große Unterschiede zwischen den Regionen

Die Kennziffer „RevPar“ setzt die durchschnittliche Zimmerrate in ein Verhältnis zur Zimmerbelegung. Sie ist eine der gebräuchlichsten und wichtigsten Indikatoren im Hotelmanagement. Sinkt diese Kennziffer, so wirkt sich dies negativ auf den Umsatz des Hotels aus.

2019 erzielten die Hotelbetriebe noch einen RevPar von 73,90 Euro – im Jahr 2020 nur noch 28,40 Euro Umsatz pro verfügbarem Zimmer (Quelle: STR Global). Dieser deutliche Rückgang spiegelt wider, wie dramatisch sich die Lage der Branche seit dem Eintritt der Pandemie in Deutschland verschlechtert hat.

Die stärksten Einbußen mussten Hotelbetriebe in Bayern, Berlin und Hamburg hinnehmen: In Normaljahren verbuchten diese noch einen RevPar von rund 80 bis 90 Euro. Im Jahr 2020 sank der Wert auf 27 bis 33 Euro.

Die geringsten anteiligen Rückgänge hatten Betriebe in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – jedoch mit einem gravierenden Unterschied: Die Betriebe in den beiden erstgenannten Bundesländern hatten mit einem RevPar von 40 bzw. 45 Euro im Jahr 2019 eine ohnehin schwache Ausgangsbasis und fielen dann auf 23 bzw. 30 Euro im Jahr 2020. Die Hotellerie in Mecklenburg-Vorpommern verfügte mit 76 Euro über einen deutlich stärkeren RevPar und landete nach einer starken Sommersaison immerhin noch bei einem RevPar von 59 Euro.

 

dwif: Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPar) in der Hotellerie sinkt dramatisch

 

Lockdowns & Sommer-Boom: Hotels zwischen Anspannung und Erholung

Ende März 2020 stand im Gastgewerbe nahezu alles still. Nur noch dringende Geschäftsreisen waren gestattet, privat motivierte Reisen mussten storniert werden. In der Folge lag der RevPar im April deutschlandweit bei lediglich 6 Euro. Dieser Wert stellt bis dato ein Allzeittief dar – und das in einer Jahreszeit, die sonst durch Oster-Feierlichkeiten und Osterferienurlaub geprägt ist und damit den Hotels volle Zimmer beschert. 2019 lag der bundesweite RevPar im April noch bei 74 Euro.

Nach den stufenweisen Lockerungen im Frühjahr zeigte die Hotellerie regionsabhängig größere und kleinere Anzeichen einer Erholung. Das geringe Infektionsgeschehen im Sommer ermutigte viele Bürger*innen, überhaupt wieder zu reisen und führte in vielen Regionen zu einem weitgehend „normalen“ Urlaubsbetrieb. Der Monat September steht hier beispielhaft für die regionalen Unterschiede der Urlaubsvorlieben: Dank überdurchschnittlich hoher Zimmerauslastung (83 Prozent) und hohem Zimmerpreis (134 Euro) erzielten die Hotels in Mecklenburg-Vorpommern einen RevPaR von 115 Euro, der 25 Euro über dem des Vorjahresmonats liegt.

Die Betriebe Schleswig-Holstein erzielten mit kleineren Abstrichen ähnlich gute Werte. Am anderen Ende stehen die Betriebe in Berlin, die dank florierendem Städtetourismus im September normalerweise bei einem RevPaR von 115 Euro stehen. Im September 2020 fielen sie auf 31 Euro.

Das Wiederaufflammen der Epidemie ab Oktober und die neuen Restriktionen, die als Reaktion darauf eingeführt wurden, haben die Erholung des Gastgewerbes jäh gestoppt.

 

Warum überhaupt öffnen, wenn es nicht wirtschaftlich ist?

Es gibt keine konkrete Messlatte, wie hoch der RevPaR eines Betriebes sein muss, da hier weitere interne Faktoren wie das Lohnniveau, der Umfang der Service-Bereiche und externe Faktoren wie Saison und Zielgruppen eine Rolle spielen. Klar ist jedoch, dass es betriebswirtschaftlich schlicht unrentabel ist, den Betrieb bei einem RevPaR von unter 10 Euro laufen zu lassen, wie es in den Lockdown-Monaten der Fall war. Auch ein intensives Controlling und ein perfektes Kosten- und Liquiditätsmanagement helfen hier nur kurzfristig zum Überleben.

Trotzdem waren und sind viele Betriebe geöffnet: Denn es ist auch jetzt wichtig, durch die Öffnung Präsenz zu zeigen und die Stammmitarbeiter*innen zu beschäftigen. Präsenz für die aktuellen Gäste, dadurch kann die (Geschäfts-)Kundenbindung auch in Krisenzeiten gestärkt werden. Und Präsenz für die zukünftigen Gäste.

Auch wenn es noch keine klare Öffnungsperspektive gibt, so gibt es für den Sommer und Herbst bereits Tagungs- und Veranstaltungsanfragen, die in gewohnter Geschwindigkeit und Qualität bearbeitet werden sollten. Dafür müssen so viele Mitarbeitende wie möglich im Betrieb gehalten werden. Gerade die Bindung und der ständige Kontakt zu den Angestellten – insbesondere zu denen in Kurzarbeit – ist aktuell enorm wichtig.

Alle Veränderungen, die aktuell eingespielt werden (Hygiene-Konzepte, neue Tagungsformate, digitale Prozesse, etc.) müssen kommuniziert und geübt werden, damit der Betrieb bereit und fit ist, wenn es dann endlich wieder losgehen darf.

 


 

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