Indikatoren für die Messung einer integrierten Tourismus- & Regionalentwicklung

Der Tourismus- und Freizeitsektor beschert kommunalen Haushalten neben Einkommen und Arbeitsplätzen wichtige Steuereinnahmen. Soweit so gut. Doch wie kann der Beitrag des Tourismus für eine positive Regionalentwicklung differenziert herausgestellt werden? In unserem Praxistipp definieren wir Indikatoren für die Messung einer integrierten Tourismus- und Regionalentwicklung.

dwif-Praxistipp: Indikatoren für die Messung einer integrierten Tourismus- und Regionalentwicklung (Bild: unsplash)
Vorschlag für ein erweitertes Monitoring

Die Berechnung des dwif-Wirtschaftsfaktor Tourismus ist eine unserer Kernkompetenzen. Jedes Jahr analysieren wir für rund 100 Städte, Destinationen etc. die wirtschaftlichen Effekte. Immer wieder stellt sich jedoch die Aufgabe, den Beitrag des Tourismus für eine positive Regionalentwicklung noch differenzierter herauszustellen. Denn die verschiedenen Akteur*innen innerhalb der Regionalentwicklung sehen sich vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Das betrifft Betriebe und einzelne Kommunen ebenso wie Wirtschaftsfördergesellschaften, Industrie- und Handelskammern, Tourismus-, Stadt- und Standortmarketingorganisationen.

  • In den ländlichen Räumen gefährden Abwanderung, infrastrukturelle Ausdünnung und zunehmender Leerstand die Aufrechterhaltung der kommunalen Handlungsfähigkeit.
  • In altindustriellen oder weniger mit moderner Urbanität assoziierten Groß- und Mittelstädten steht neben der Bewältigung des demografischen vor allem der Imagewandel zu modernen und attraktiven Dienstleistungs-, Kultur- und Erlebniszentren im Mittelpunkt.

 

Der „Nutzenbaum“ von Freizeit und Tourismus

Indikatoren Tourismus Regionalentwicklung dwif Nutzenbaum

 

Indikatoren für die Messung einer integrierten Tourismus- und Regionalentwicklung

Mit dem Ausbau der Freizeitinfrastruktur und einem überdurchschnittlichen Gastronomie-, Kultur- und Shoppingangebot steigern Tourismus- und Freizeitwirtschaft nachweislich die Lebensqualität für Einwohner*innen wie Besucher*innen. Der Status „Urlaubs-, Ausflugs- und Naherholungsziel“ hilft den Städten und Regionen außerdem bei dem im Standortwettbewerb so entscheidenden Imagewandel und macht sie begehrenswert(er) als Wohn- und Arbeitsorte.

Eine positive Regionalentwicklung durch Freizeit und Tourismus ist nur steuerbar, wenn sich Erfolge beziehungsweise unerwünschte Abweichungen messen lassen. Als Tourismusakteur benötigen Sie deshalb ein Messinstrumentarium, mit dem Sie den Nutzen des Freizeit- und Tourismussektors in seiner Breite sichtbar machen können.

Im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Westfalen-Lippe haben sich Dr. Andrea Möller und Michael Deckert intensiv mit relevanten Indikatoren auseinadergesetzt und deren Aussagekraft, Datenverfügbarkeit und Raumbezug definiert. Nachfolgend finden Sie einen Überblick über wichtige Indikatoren – prüfen Sie sorgfältig, welche Daten Ihnen zur Verfügung stehen!

 

Ökonomische Effekte (Wirtschaftsfaktor)

Nachfrageintensität (-volumen) Übernachtungen/Tagesreisen
Bruttoumsatz und Wertschöpfung
Beschäftigungseffekte: Einkommensäquivalent
Einkommensbeitrag (Primär-/Volkseinkommen)
Ausgabenhöhe (inkl. Verteilung der Hotelkapazitäten)
Steueraufkommen, Steuereinnahmen
Einnahmen aus Kurbeiträgen und Fremdenverkehrsbeiträgen

 

Stabilisierungseffekte & regionale Wirtschaftskreisläufe

Ausgabenstruktur und Umsatzverteilung (Profiteure)
Vorleistungsverflechtungen (Differenzierung)/Regionalvermarktung
Agrotouristische Angebote (Betriebe, Betten, Hofgastronomie)
Privatvermietung (Anteil an Betten und Übernachtungen)

 
Standorteffekte (Imagetransfer, Verknüpfungen mit Industrie & Gewerbe, MICE)

MICE und Geschäftsreiseverkehr (Volumen)
Bevölkerungsentwicklung und Altersquotient
Pendlerzahlen (Saldo, Ein- und Auspendler)
Beschäftigtenzahlen und Arbeitsplatzzentralität
Leerstehende Wohnungen
Gastgewerbe und Einzelhandelsbesatz
Durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetriebe
Ansiedlung von Betrieben, Veränderungen Branchenmix

 
Attraktivitäts- und Infrastruktureffekte

Image und Bekanntheit
Standortzufriedenheit Innensicht (touristische, nicht-touristische Wirtschaft)
Lebenszufriedenheit Einwohner
Gästezufriedenheit
Mietpreis-/Wohnwertsteigerung
Leitinfrastruktur Radfahren, Wandern, Kulturattraktionen
Qualitätszertifizierungen Radfahren, Wandern
Mobilitäts- und Veranstaltungsangebot
Medizinische Versorgung

 
Belastungserscheinungen

Einschätzung durch regionale Akteure, Experten, Internetrecherche

 

Ampelsystem zur Bewertung der Indikatoren

Indikatoren Tourismus Regionalentwicklung dwif Paper CoverEntscheidend ist es nun, die Indikatoren nach Aussagekraft, Datenverfügbarkeit und Raumbezug einzuordnen.

In unserem Praxistipp-Paper haben wir die Infos dazu für Sie übersichtlich zusammengefasst.

Hier gibt's das Praxistipp-Paper!

 

Tipps für Ihre tägliche Arbeit

Was heißt das jetzt genau für Sie, Ihre Destination, Ihre Zusammenarbeit mit den Akteur*innenen und Partner*innen vor Ort? Unsere Empfehlungen für Sie:

  • Formulieren Sie neben konventionellen quantitativen Tourismuszielen wie Steigerung von Übernachtungen und Besucherzahlen auch messbare Ziele für qualitative Wirkungen.
  • Messen Sie unbedingt Image, Bekanntheit, Gästezufriedenheit, Tourismusakzeptanz und Lebensqualität. Das sind zentrale „Währungen“ im Wettbewerb der Regionen, zu denen die Freizeit- und Tourismusentwicklung substanzielle Beiträge liefert.
  • Stellen Sie ökonomische Kennziffern stärker in qualitative Zusammenhänge. Bewerten Sie differenziert die Auslastung von Betrieben, den Ersatz von niedrigpreisigen durch höherpreisige Kapazitäten, wachsende Betriebsgrößen etc.
  • Zeigen Sie die stabilisierenden Wirkungen dank Urlauber- und Ausflüglerausgaben in anderen Branchen wie Einzelhandel, Dienstleistungen, ÖPNV, Kultureinrichtungen und Freizeitattraktionen. Nutzen Sie hierfür die Marktforschung und arbeiten Sie mit Unternehmen, Werbegemeinschaften, Stadtmarketing etc. zusammen.
  • Betonen Sie gegenüber Politik, Bürger*innen und Wirtschaft die überdurchschnittliche Ausstattung mit Infrastruktur, Veranstaltungen, ÖPNV sowie den Zusammenhang mit Freizeitwert und Lebensqualität vor Ort.
  • Veranschaulichen Sie komplexe Sachverhalte mit konkreten Praxisbeispielen, wenn quantitative Nachweise fehlen. Bauen Sie passende Testimonials und Aussagen von Betroffenen ein. Sammeln Sie Hintergrundinformationen.
  • Beziehen Sie in Ihre Betrachtungen neben Besucher*innen / Gästen immer auch die anderen Adressatengruppen mit ein, also Bevölkerung, Betriebe – auch nicht-touristische – und Beschäftigte.

 


 

Das Thema interessiert Sie? Hier erfahren Sie mehr!

TB WL Bericht dwif 2017 CoverDie dargestellten Indikatoren wurden im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometer Westfalen Lippe 2017 entwickelt. Schon etwas her, das Thema hat an Aktualität jedoch eher gewonnen.

Den Bericht mit allen Zahlen, Daten und Fakten und den auführlichen Informationen zum Indikatorenset können Sie kostenfrei downloaden.

Download in unserem dwif-Infopool

Das Sparkassen-Tourismusbarometer Westfalen-Lippe erscheint jährlich. Wenn Sie also noch weiter schmökern möchten, empfehlen wir Ihnen den Jahresbericht 2018 mit dem Schwerpunktthema "Kooperationen als Sprungbrett für Innovationen". Alle Downloads finden Sie in unserem Infopool.

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