Mittwoch, 02. März 2022
Das aktuelle Sparkassen-Tourismusbarometer zeigt: Zwei Corona-Jahre in Folge haben Spuren bei den touristischen Betrieben hinterlassen. Der Arbeitskräftemangel hat sich weiter verstärkt. Die Branche benötigt neue Ansätze, Service-Talente zu binden.
Die Ergebnisse wurden von Lars Bengsch und Karsten Heinsohn am 02. März 2022 beim OSV-Pre-Opening der digitalen ITB 2022 vor über 500 Interessierten als Livestream und in Präsenz vorgestellt. Ihr Fazit: Es ist ein Paradigmenwechsel auf allen touristischen Ebenen erforderlich! Dazu braucht es Unterstützung von vielen Seiten und ein klares Rollenverständnis für die Mitarbeiter*innen-Sicherung der Zukunft.
Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir die wesentlichen Fakten hier noch einmal kurz & knackig zusammengefasst... und auch das Video ist jetzt verfügbar!
„Massive Marktbereinigungen“, „Sterben auf Raten“, „Keine wirtschaftlichen Perspektiven“ – die Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate wirkten wie der Abgesang auf die Fundamente des Tourismus. Ja, die Pandemie stellt die Branche vor große Herausforderungen. Ja, sie hat in Teilen die wirtschaftliche Grundlage temporär genommen. Aber die Hilfen haben gewirkt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Auswirkungen insgesamt nicht so dramatisch sind wie befürchtet, natürlich immer abhängig von Standort und Ausrichtung der Betriebe. Und die Erfahrungen der letzten beiden Jahre haben uns auch gelehrt, dass der Tourismusmotor schnell wieder anspringt.
Die Auswirkungen der Pandemie sollen nicht verharmlost werden. Es geht vielmehr um objektive und datenbasierte Ableitungen und eine Sensibilisierung für die zentralen Zukunftsthemen. Der Arbeitskräftemangel stellt dabei für die Betriebe aktuell die größte Herausforderung dar.
Genau dieser Herausforderung widmete sich das 25. OSV-Tourismusforum im Rahmen des Pre-Openings der digitalen Internationalen Tourismusbörse. Die Ergebnisse des Sparkassen-Tourismusbarometers präsentierten Lars Bengsch und Karsten Heinsohn in diesem Jahr sowohl in Präsenz als auch virtuell per Livestream. Spannende Fakten und nutzenstiftende Tipps für Sie und Ihr Team. Und für alle, die gerne nachlesen bzw. per Video „nachsehen“, haben wir die wesentlichen Fakten hier noch einmal kurz & knackig zusammengefasst.
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61,4 Mio. Übernachtungen zählten die fünf ostdeutschen Bundesländer 2021. Das war nochmal ein Minus von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (-30 Prozent ggü. 2019). Der Anteil Ostdeutschlands an allen Übernachtungen in Deutschland lag 2021 bei 19,8 Prozent (2019: 17,7 Prozent, 2020: 21,2 Prozent). Am geringsten waren die Verluste im Zweijahresvergleich in Mecklenburg-Vorpommern. „Nur“ minus 22 Prozent bedeutete aber absolut einen Rückgang von 7,6 Mio. Übernachtungen. Am stärksten war Sachsen betroffen: 8,5 Mio. Übernachtungen weniger bedeuteten ein Minus von rund 41 Prozent. Die drei weiteren Bundesländer lagen zwischen -28 und -36 Prozent.
Damit zeigte sich der Tourismus in Ostdeutschland auch 2021 etwas widerstandsfähiger als im Bundestrend. Gründe liegen in den Strukturen von Angebot und Nachfrage: hoher Anteil privat motivierter Reisen, geringere Bedeutung des Incoming- und Städtetourismus sowie des MICE-Marktes, Zugpferd Mecklenburg-Vorpommern.
In einem Normaljahr besuchen annähernd 500 Mio. Tagesgäste die neuen Länder, 2021 waren es nur 424 Mio. Das war ein Prozent mehr als im Vorjahr aber 14 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr. Die Aktivitäten im Rahmen der Tagesausflüge erstrecken sich seit dem zweiten Halbjahr 2021 insbesondere auf Gastronomie-Besuche und Shopping. Wesentlich zurückhaltender sind die Tagesgäste bei Besuchen von Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen.
Auch die ostdeutsche Freizeitwirtschaft hatte 2021 nach wie vor zu kämpfen. Die Besucherzahlen in den Freizeit- und Kultureinrichtungen sind 2021 pandemiebedingt noch einmal um gut 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit deutlich stärker als bundesweit zurückgegangen. Sachsen hat es mit einem Minus von fast 19 Prozent am härtesten getroffen, während Thüringen und Brandenburg „lediglich“ Rückgänge von -4 bis -5 Prozent verkraften mussten.
Im Vergleich zu 2019 fehlte den Einrichtungen in Ostdeutschland 2021 fast jede(r) zweite Besucher*in (ähnlich dem Bundesniveau). Die Spanne der Bundesländer im Zweijahresvergleich reicht von -33 Prozent in Sachsen-Anhalt bis -52 Prozent in Brandenburg.
Outdoor-Angebote, wie Zoos und Tierparks mussten 2021 nur ein Minus von 17 Prozent hinnehmen. Schwerer hatten es Museen: ihre Bilanz 2021 gegenüber 2019: -62 Prozent. Ebenso wie die Erlebnisbäder/Thermen, die 2021 rund 57 Prozent weniger Besucher*innen als in einem Normaljahr melden mussten.
Für das erste Jahr der Corona-Pandemie gilt: der Ostdeutschland-Tourismus ist vergleichsweise gut durchgekommen, das Netz aus staatlichen Hilfen hat bei den Betrieben gewirkt. Schwieriger war das Jahr 2021, in dem es keine Umsatzausfallhilfen gab.
Während der Pandemie haben die Betriebe an der Preisschraube gedreht: Die durchschnittlichen Zimmerpreise in Ostdeutschland lagen 2019 bei rund 84 Euro, 2020 bei 91 Euro und 2021 bei 98 Euro. Diese Preissteigerung um 16 Prozent steht im deutlichen Gegensatz zur bundesweiten Entwicklung. Auch hier liegt die Begründung in den aufgezeigten Angebots- und Nachfragestrukturen in Ostdeutschland. Besonders stark waren die Preisanstiege in Mecklenburg-Vorpommern. Nur in Sachsen konnten keine Preissteigerungen durchgesetzt werden.
Gleichzeitig stagniert die Gästezufriedenheit weiter, in Ostdeutschland wie bundesweit. Besonders bei der Qualität der Zimmer und beim Preis-Leistungsverhältnis sehen die Gäste Ostdeutschland hinter dem Wettbewerb zurück.
In Ostdeutschland verharrt der Trust Score, die Kennziffer für Gästezufriedenheit, unverändert gegenüber 2021 bei 85,5 Punkten, im Vergleich zu 2020 hat er sich um 0,7 Punkte verschlechtert.
Deutschlandweit sank der Trust Score 2022 im Vergleich zu 2021 um 0,1 Punkte auf 86,4 Punkte, seit 2020 sank er sogar um 0,8 Punkte.
Sachsen blieb in Ostdeutschland das Land mit der höchsten Gästezufriedenheit von 86,8 Punkten (+ 0,1 Punkt), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 84,5 Punkten (- 0,1 Punkte), Sachsen-Anhalt mit 85,3 Punkten (unverändert), Thüringen und Brandenburg mit jeweils 85,2 Punkten. Qualität bleibt eine dringende Aufgabe.
Die Sicherstellung einer hohen Qualität ist seit jeher eine der größten Herausforderungen für touristische Betriebe. Die vergangenen beiden Corona-Jahre haben dies jedoch deutlich verschärft – nicht zuletzt durch den Mitarbeiter*innen-Verlust an andere Branchen und einen spürbaren Investitionsrückgang. Gleichzeitig sind die Ansprüche der Gäste weiter gestiegen.
Spielräume für Lohnerhöhungen sind nur bedingt vorhanden und die touristischen Betriebe verlieren im „War for talents“ den Anschluss. Dabei ist ihnen bewusst, dass gerade der menschliche Kontakt, der persönliche Service maßgeblich die Zufriedenheit der Gäste bestimmt. Dass bestätigen auch die Nachfrager*innen: Ihnen sind persönlicher Service und qualifizierte, motivierte Mitarbeitende in touristischen Betrieben besonders wichtig.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Arbeitskräftemangel aktuell mit Abstand die größte Herausforderung für ostdeutsche Betriebe darstellt. Doch neu ist das Thema keineswegs, es hat sich nur nochmals verschärft. Vor 10 Jahren war der touristische Arbeitsmarkt schon einmal Thema im Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland.
Die Empfehlung damals: Neue Arbeitskräftepotenziale mobilisieren und beim Image der Branche ansetzen (Hier geht's zum Tourismusbarometer 2010). Im Jahr 2022 reicht es nicht mehr aus, nur an diesen beiden Stellschrauben zu drehen. Vielmehr ist eine ganzheitliche Betrachtung des Themas notwendig. Während seit Jahren vor allem die „sichtbaren“ Themen wie Gehalt, oder Arbeitszeiten im Fokus stehen, liegt ein großer Teil der Anforderungen unter der Oberfläche. Und genau hier setzt das Tourismusbarometer 2022 an.
Drei Säulen bilden das Erfolgsrezept für die Mitarbeiter*innen-Sicherung der Zukunft:
Im Tourismusbarometer werden die drei genannten Bereiche mit beispielhaften Anwendungsfällen untersetzt, die detailliert aufzeigen sollen
Drei von insgesamt sieben Anwendungsfällen können Sie in Auszügen bereits jetzt in unserer Management Summary nachlesen. Alle Details und weitere konkrete Praxisbeispiele folgen im Jahresbericht 2022.
Die Wucht und die Komplexität der Herausforderung macht deutlich: Es braucht Unterstützung von vielen Seiten und ein klares, teilweise auch neues Rollenverständnis für die Mitarbeitendensicherung der Zukunft. Das aktuelle Sparkassen-Tourismusbarometer – der vollständige Bericht erscheint im Juni 2022 – zeigt Lösungsansätze auf und macht Mut, sich den Herausforderungen zu stellen.
Wenn Sie Fragen zum diesjährigen Sparkassen-Tourismusbarometer haben, stehen Ihnen Lars Bengsch und Karsten Heinsohn jederzeit sehr gerne für einen Austausch zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Fragen, Anregungen und Ideen!
Der vollständige Bericht des Sparkassen-Tourismusbarometers Ostdeutschland erscheint in Juni 2022.
Kurz darauf startet unsere Präsentations-Tournee durch die Länder. Merken Sie sich jetzt schon die Termine vor!
Start der Ergebnis-Präsentation bei Zeitpunkt 1:11:00
Weitere Hintergrundinformationen rund um Facts & Figures, den touristischen Arbeitsmarkt, die Gastronomie, die Freizeitwirtschaft, die Qualitätsentwicklung in Ostdeutschland sowie natürlich umfangreiche Einblicke in unser aktuelles Branchenthema können Sie noch einmal in Ruhe in unserer Management Summary nachlesen.
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