Trotz zahlreicher Highlights und einer insgesamt wachsenden Nachfrage im Halberstadt-Tourismus fehlte es bisher am nötigen Profil und an der touristischen Anziehungskraft, um ein wirklich attraktives Ziel für Tages- und Übernachtungsgäste zu sein. Das nun präsentierte Tourismuskonzept bietet genau dafür einen umfassenden Maßnahmenkatalog und stellt die Weichen für eine positive touristische Entwicklung.
Der Startschuss zum Projekt "Tourismuskonzept Spiegelsberge und Umgebung" fiel im Januar 2020. Bis Ende September 2020 haben wir die Zeit genutzt, um gemeinsam mit den Akteur*innen vor Ort Ideen zu entwickeln und erste Projekte anzustoßen.
Im Januar 2020 starteten wir im Auftrag der Stadt Halberstadt mit den Arbeiten am Touristischen Entwicklungskonzept für die Spiegelsberge und Umgebung. Der Landschaftspark Spiegelsberge ist Teil der Kreisstadt Halberstadt und mit fast 250 Jahren einer der ersten in Deutschland gegründeten Landschaftsparks. Akzente setzen das Jagdschloss mit dem Riesenweinfass, der Aussichtsturm Belvedere, Bismarckturm, Eremitage, Mausoleum, der Tiergarten u.v.a.m.
Doch trotz dieser Highlights und einer insgesamt wachsenden Nachfrage im Halberstadt-Tourismus fehlte es bisher am nötigen Profil und an der touristischen Anziehungskraft, um ein wirklich attraktives Ziel für Tages- und Übernachtungsgäste zu sein.
Im Mittelpunkt des Projektes stand deshalb die Frage, wie die vorhandenen Potenziale der Spiegelsberge ausgestaltet und als Gesamtpaket erlebbar gemacht werden können. Nicht nur Tagesausflügler*innen sollten in die Region gezogen werden, sondern durch eine Verknüpfung und Profilierung bestehender und neuer Angebote, eben auch mehr Kurz- und Urlaubsreisende.
Nach dem Aufdecken der Stärken und Schwächen im Nachgang von mehreren Besichtigungen vor Ort und Expert*innengesprächen haben sich für uns drei zentrale Bereiche herauskristallisiert, die das Potenzial der Spiegelsberge am besten zur Geltung bringen: Inklusion, MICE und Sport & Spaß.
(1) Inklusion: Die Spiegelsberge und Halberstadt bieten bereits einige barrierefreie und barrierearme Angebote. Durch eine konsequente Ausrichtung und Zertifizierung der gesamten Stadt kann eine zahlungskräftige und wachsende Zielgruppe angesprochen werden und ein USP im Harz und Harzvorland aufgebaut werden.
(2) MICE: Geschäftsreisende haben mit dem K6 Seminarhotel am Rande der Spiegelsberge einen guten Anlaufpunkt. Das Haus selbst, das vielfältige Freizeitangebot sowie die Nähe zum Landschaftspark mit seinen Attraktionen unterstreichen die Eignung für außergewöhnliche Tagungen und Teambuilding-Maßnahmen.
(3) Sport & Spaß: Das naturräumliche Angebot sowie die zahlreichen Sport- und Freizeitangebote in unmittelbarer Nähe zum Landschaftspark bergen Potenzial, das künftig noch stärker genutzt werden sollte. Der Fokus soll dabei nicht so sehr auf Leistungs-, sondern vor allem auf Freizeit- bzw. Breitensport liegen.
Diese drei Bereiche gilt es individuell mit Produktideen aufzuladen und mit besonderen Highlights zu vermarkten. In erster Linie bestechen sie jedoch durch ihre Überschneidungen und Kombinationsmöglichkeiten, denn ein- und dasselbe Angebot kann auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten werden.
Zu den Spiegelsbergen gehören aus touristischer Perspektive neben dem Landschaftspark an sich das unmittelbar angrenzende K6-Seminarhotel sowie das Freizeit- und Sportzentrum mit seiner dazugehörenden, vielfältigen Infrastruktur. Besonderes Kennzeichen dieser Infrastruktur ist deren Großmaßstäbigkeit, die die Einrichtungen ideal für Gruppen aller Art macht.
Dies ist ein spezifischer Positionierungsvorteil, vor allem gegenüber der Konkurrenz durch Harz-Mitbewerber*innen wie Wernigerode, Quedlinburg, Goslar, die zwar auch im Gruppengeschäft tätig sind, aber vor allem das Kleinmaßstäbige, Intime, Pittoreske und Individuelle in den Mittelpunkt stellen.
Dieser vordergründige Fokus auf Gruppen bedeutet aber keineswegs, dass Individualreisende, Familien und Tagesgäste in den Spiegelsbergen nicht mehr willkommen sind und durch Marketingaktivitäten nicht explizit angesprochen werden sollten. Es geht vielmehr darum, die künftige infrastrukturelle Entwicklung sowohl im Landschaftspark als auch in den baulichen Einrichtungen sowie bei Erlebnisangeboten im Kern systematisch auf Gruppenbedürfnisse auszurichten.
In enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten aus Halberstadt wurden Ideen geschmiedet und die grundlegende Strategie für die Spiegelsberge entwickelt. Besichtigungen des Landschaftsparks und der näheren Umgebung rundeten die Aktivitäten ab und brachten uns durch die Sachkenntnis und die enge Verbundenheit der Akteur*innen mit „ihrem“ Park und seinen Attraktionen, wertvollen Input für das Projekt.
Eine Steuerungsgruppe aus Vertreter*innen der Stadt Halberstadt und Leistungsträger*innen begleitete das Tourismuskonzept von Anfang an. Zwei Steuerungsgruppensitzungen mussten wir Corona-bedingt virtuell durchführen. Im Juni 2020 fand dann erstmals wieder „live“ im K6 Seminarhotel ein Kreativtag mit drei Workshops zur Positionierungstrilogie statt. Zahlreiche Ideen und Vorschläge zu Inklusion, MICE und Sport & Spaß kamen von den Teilnehmer*innen, mit Hilfe von Kreativitätstechniken wurden sogar zwei konkrete Musterprodukte entwickelt.
Ende September präsentierten wir im Beisein von Oberbürgermeister Andreas Henke, den interessierten Halberstädter*innen und touristischen Akteur*innen das Tourismuskonzept inklusive Daten und Fakten zur ökonomischen Bedeutung des Tourismus für Halberstadt, und diskutierten anschließend intensiv mit den Teilnehmer*innen. Mitte Oktober folgte die finale Präsentation im Kulturausschuss der Stadt Halberstadt
Nun muss die Umsetzung starten! Dabei geht es nicht nur darum, Aktivitäten und Maßnahmen im Sinne der Profilierungstrilogie zu entfalten und „abzuarbeiten“, sondern über den Tellerrand hinaus zu denken, Kooperationen in Halberstadt selbst (Innenmarketing!) und mit den Nachbarregionen Harz und Börde zu vertiefen, neue Netzwerke zu schaffen und an den Qualitätsstellschrauben zu drehen.
Nicht zuletzt ist eine gute Infrastruktur die Basis für einen funktionsfähigen Tourismus. Die Spiegelsberge benötigen innovative, an das Ensemble des Landschaftsparks angepasste Beherbergungskonzepte und Gastronomie, Zuwegungen, geeignete Parkmöglichkeiten, Sanitäranlagen, Wegeinfrastruktur und Mobilitätsangebote – denn erst so werden sie zu einem Erlebnis für (potenzielle) Gäste.
Wir vom dwif danken dem „Team Halberstadt“ für die konstruktive Zusammenarbeit, die guten Gespräche und das freundliche Miteinander und wünschen ein gutes Gelingen bei der weiteren touristischen Entwicklung.
Unsere Anfang April 2020 veröffentlichte MindMap 1.0 hat in der Branche viel Anklang gefunden. Uns erreichten zahlreiche Anregungen und Impulse aus verschiedenen Regionen, die uns zu einer Neuauflage der dwif-Corona-MindMap 2.0 inspiriert haben. Jetzt ist genau der richtige Anlass, die Aufgabenschwerpunkte von DMOs in Zeiten von und nach Corona neu zu justieren.